Sie war schön, gelegentlich von außen, von innen allemal und sie hatte die schönsten und buntesten Iris die ich bisher sah. Als ich Ihre letzten Tage und Nächte begleitete dachte ich: "Mach sie endlich zu, deine schönen Augen, die ich hoffentlich oft genug studierte, um sie mir für immer ins Gedächtnis zurückholen zu können." Unvergessen aus der letzten Lebenszeit dieser fleißigen, redlichen, kreativen und hart arbeitenden Frau werden bleiben:
Maiglückchen: "Hoch de ulen Knoken, Oma, ick treck die nu de Strümpe an, denn kannste mit mi rutgoan."
Oma: "Dat is nur een paar Strümpe, da frier ick doch. So kold wie dat buten is!"
Maiglückchen: "Oma, heute ziehe ich dir ganz bestimmt kein zweites paar Socken an. Wir haben Juni und es ist sehr heiß draußen. Deine Füße sind auch ganz heiß".
Oma: "Nee Deern, davon verstoste nix. Mine Feute sin schon min ganzet leven lang nur von innen kold wen!"
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Oma: "Mäken, wat is dat denn für'n bannig schoarpen Bonbon?"
Maiglückchen: "Oma! Spuck das sofort aus! Dat sin diene Koregatabs, de sin för de Tääne!"
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Maiglückchen: "Gib die Zähne her Oma, du hast schon wieder versucht die Kerze zu essen! Jetzt ist überall Wachs dran. Ich stell die in den Geschirrspüler, solange du Mittagsschlaf machst."
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Beißender Gestank breitet sich im Haus aus, er scheint sich hinter Omas Küchntür zu bilden.
Maiglückchen: "Oma, was stinkt hier so?"
Oma sitzt in ihrem Ohrensessel und raucht ein riesiges Stück Wundpflaster, in das sie den Inhalt von zwei Kammillenteebeuteln gedreht hat.
Oma: "Ick har nix tau smöken mehr funnen"
Mit fortschreitender Erkrankung war es zu gefährlich der Oma die Zigaretten zu lassen, zumal sie plötzlich mehr und mehr und mehr und mehr rauchte (Feuer hatte sie EIGENTLICH schon lange nicht mehr selbst) und so sagten wir eines Tages entrüstet, sie hätte doch vor 10 Jahren das Rauchen aufgegeben und wolle doch jetzt sicherlich nicht wieder anfangen. Früher hatte Oma täglich ihre drei Zigaretten geraucht. Aber siehe da, die Sucht hatte unseren Trick und die Demenz besiegt.
Und hier gibt es noch meht schöne Du's
danke fürs teilhaben lassen. Ich liebe platt:-)Und meine Oma spricht das auch so schön....
AntwortenLöschenEin schöner Beitrag! Passt ganz gut zu meinem (ich habe die Oma im Gesicht und bin inzwischen ganz froh darüber :-)).
AntwortenLöschenlg Tagpflückerin
dein posting ist wunderschön.
AntwortenLöschenich sitze hier mit wollsocke im hals.
liebe grüße
nic
Dein Post erstrahlt vor Herzenswärme, es ist als hätte deine Oma neben uns Platz genommen und würde zugucken. Lg Heike
AntwortenLöschenEine sehr schöne Erzählung über deine Oma, platt höre ich sehr gerne, alles verstehen tue ich nicht... Leider habe ich meine Oma schon sehr früh verloren, Mutterseits, da war ich 6 und die andere Oma habe ich gar nicht mehr gekannt, sie ist schon viel früher gestorben. Schön dass du deine Oma so lange hattest.
AntwortenLöschenGanz liebe Grüße
Michaela
Was für ein toller Beitrag! Danke dafür sagt Annette
AntwortenLöschenwunderbare Erinnerungen an eine für dich wunderbare Oma... dahinschmelz...
AntwortenLöschenglg Alexandra
Nein, wie süß! So ein liebes Oma-Gesicht und die plattdütsch-Geschichten, herrlich. Als Kind der Heide hab ich natürlich alles verstanden - nur antworten könnte ich so nicht ;o)
AntwortenLöschenSchaue bei Dir jetzt öfter vorbei! Liebe Grüße,
Irina
Schön, dass euch dieses Post so gefällt. Ich bin ganz überrascht und danke euch für so viel schönes Feedback!
AntwortenLöschenEuch allen einen schönen Tag wünschend
das Maiglückchen
Ach sind das wunderschöne Erinnerungen an deine Oma, die du mit uns teilst. Fröhlich und anrührend zugleich, aber auf jeden Fall wunderSCHÖN!
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Susanne
oooooooooooooooh ich habe auch lange überlegt ob ich ein foto meiner uroma posten sollte tolles foto und ein wunderschöner text... meine uroma sprach auch platt und starb vor 2 wochen... danke für die wunderschönen worte
AntwortenLöschenlg dolly
Danke.. für einen schönen Moment und die schöne Erinnerung die du da bei mir hervorgezaubert hast...ich habe unglaublich blaue Augen im Kopf.... und wunderbarer Weise ihren Namen als auch den meinen....Danke
AntwortenLöschenSo schön dein Beitrag und so rührende Worte.
AntwortenLöschenLiebe Grüße aus dem Teuto...
Michaela
was soll man da gross zu sagen… schön! danke!
AntwortenLöschenIch habe beim Lesen des 1. Teils Tränen in den Augen gehabt,
AntwortenLöschenbeim 2. musste ich grinsen. Du hast so schöne Worte gefunden, in denen deine ganze Liebe spürbar wird. Ein ganz bemerkenswert schöner Beitrag!
Danke.
Liebe Grüße
Doreen
♥ DANKE ♥
AntwortenLöschenNu hab ich Tränen inne Augen, weil ich an Grete denken darf ♥
Was für ein netter Post!
AntwortenLöschenIch werde mich am Wochenende um das Projekt "Flieder" kümmern und dir berichten.
Danke auch nochmal für das Rezept. Ich wußte gar nicht, daß Holunderblütensirup auch Fliedersekt genannt wird und dachte schon, daß auch aus Fliederblüten irgendwie ein Sirup hergestellt werden kann.:-)) Ja, ja, jetzt darfst du über mich lachen!
Ganz liebe Grüße schickt dir
Manuela
Meine Liebe, vielen Dank für diesen Post, das mit deiner Oma ist natürlich sehr erheiternd und lustig, aber dass es mich an meine Nana erinnert richtig herzerfüllend.
AntwortenLöschenLiebe Grüsse
Barbara
Meine Oma hat auch PLATT gesprochen. Ich versteh`s zwar aber kann`s leider nicht sprechen :o(
AntwortenLöschenLiebe Grüße
alex.
Für Manuela: Nein, das ist kein Sirup, das ist bizzelig und leicht, da wird auch nichts gekocht oder so. Oder kennst du Sirup nicht als dickflüssig, hoch zuckerhaltig eingekochtes Extrakt.
AntwortenLöschenUnd lachen würde ich nie, es ist doch interessant mal das Selbstverständnis eines Anderen kennenzulernen.
Ich sitze hier und habe Tränen in den Augen. Morgen ist die Beerdigung meines Schwiegervaters der in seiner letzten Zeit, durch seine Demenz, sehr ähnliche Sachen gemacht hat, traurig, witzig ein Durcheinander an Gefühlen.
AntwortenLöschenEine wunderschöne Frau war deine Oma! Von innen und außen.
Ein von Herzen kommender Gruß von Simona
Liebe Simona, ich schicke dir mein aufrichtiges Beileid, auch wenn wir uns nicht kennen. Ich habe mit beiden Großmüttern die Erfahrung gemacht, dass es eine schmerzliche aber unvergessen nahe Lebenserfahrung ist, einen Menschen bis zum Schluss zu begleiten. Es bleibt so viel zurück und man konnte die Gelegenheit nutzen, um noch zu etwas zu erfahren. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute und dass ihr nach dem schlimmen ersten Schmerz ähnlich und nicht mehr bittersüß zurückblicken könnt wie ich.
AntwortenLöschenMaiglückchennachtgruß mit viel Kraft für morgen!
Hallo, ich finde deinen Beitrag zum Thema sehr schön. Das Foto sowieso! Aber eben auch der Text. Es spricht sehr viel Liebe daraus. Sicher ist er auch komisch, aber ich würde eher sagen, er ist tragisch. Wie das Leben selbst. Es gehören ja auch Krankheiten wie die Demenz dazu. Und in solch schweren Zeiten sich die Liebe zu bewahren ist nicht immer leicht. Die Begleitung von an Demenz erkrankten Angehörigen bringt uns an unsere Grenzen und zeigt uns auch, wie es mit uns selbst irgendwann mal weiter gehen könnte. Schön ist es, wie in deinem Text spürbar, solchen Menschen humorvoll und mit Achtung zu begegnen.
AntwortenLöschenLiebe Grüsse
Cornelia
Liebe Cornelia,
AntwortenLöschenja da hast du recht, ich konnte das als Enkelin oft besser, als es als Tochter oder Sohn möglich ist. Für Enkel sind Großeltern immer alt und irgendwie wunderlich gewesen. Hinzu kommt auch, dass die eigene Gebrechlichkeit noch sehr weit weg ist. Es ist eine andere Rolle wenn man Enkel ist, da ist mehr Distanz, nicht so viel Schmerz über die nachlassende eltliche Verlässlichkeit und den zunehmenden Versorgungsanspruch. Per se also eine andere Art von Achtung, als man sie in der Rolle des Kindes den Eltern entgegen bringt. Es fiel mir also von Natur aus leichter mich um die Oma zu kümmern und ich habe das gern getan. Das passte auch, weil es richtig schlimm wurde, während ich meine Diplomarbeit schrieb. Da hatte ich Zeit zur Mitpflege. Meine Eltern versuchten lange der Oma klar zu machen, dass sie wirr ist. Als Enkelin fiel es mir leichter einfach in Omas Welt mit einzutreten. Die kleinen Männchen hatten hatten Omas Sachen gepackt? Für Eltern erschreckend, für Enkel besser akzeptabel, auch wenn ich da schon 33 Jahre als war. Auf die Männchen schimpfen und Klamotten wieder ausgepackt. Oma wollte nach Hause? Na bitte, durch den Vordereingang gehen lassen, in den Hintereingang laufen und der Oma zurufen, dass es schön ist, dass sie wieder daheim ist. Kindern fällt sowas schwerer, aber meine Mutter hat das ganz toll gemacht, als sie merkte, dass es anders nicht geht. Wir haben als Familie gelacht und geweint. Aber wir haben Oma nie ausgelacht, oft hat sie mitgelacht, obwohl sie gar nicht recht wusste warum. Es geht m.E. nur - wie du sagst - indem man die neue Lebenswelt des Demenzkranken akzeptiert und damit auch den Kranken selbst. Die Würde ist zerbrochen genug und das muss man nicht schlimmer machen. Meine andere Oma sagte immer:"Man muss die Menschen so verbrauchen wie sie auf der Welt sind." Eine eigenartige Formulierung, aber da steckt sehr viel Toleranz und Gelassenheit drin, finde ich.
Meine Tränen sind gerade geflossen, weil ich vor kurzem auch einen lieben Menschen bis zum Ende begleitet hab´. Das hast du so schön geschrieben. Da sieht man wieder, die wahre Schönheit kommt halt von Innen über die Augen nach draussen. Gglg und xxx Tina
AntwortenLöschenLiebe Tina,
AntwortenLöschenes tut mir leid, dass ich an deinem Schmerz gerührt habe. Das scheine ich bei vielen Leuten gestern getan zu haben ohne es zu wollen. Es macht jedoch den Eindruck, als wüsstest auch du, dass die noch gegenwärtige und deshalb bittersüße Erinnerung etwas ist, was man momentan noch aushalten und nach der Zeit des Loslassens mit liebevollen Gedanken versehen wird. Ich wünsche dir viel Kraft und gutes Gelingen bei der Verarbeitung des Verlusts.
Maiglückchengrüße
huhu, ein schöner beitrag über deine liebe oma, meine ist leider nur 84 jahre geworden und sie war und ist auch DIE BESTE OMA DER WELT!!! glg
AntwortenLöschenSeufzzz und ich schreibe nicht viel wie nur, "sehr schööön" und spontan denkt man an die eigenen einem nahe gestandenen Menschen die man begleitet und verloren hat :-( ...neiiiin, ich will jetzt nicht heulen...schönen Tag euch allen ;-); VG Ulla
AntwortenLöschenIch merke an euch, dass ich tatsächlich wohl ständig ziemlich viel Sentimentalität mit mir rumtrage. Ich denke jeden Tag an Menschen die mir fehlen, kann sie sehr schlecht loslassen, schätze ich. Und dabei wirke ich auf andere Menschen oft eher mit Sachlichkeit, Logik, Wortwitz... ist eben doch eine Menge Mauer ums Maiglückchen drumrum. Schön, dass ihr mir auch ein wenig in in puncto Selbstbeschau den Spiegel vorgehalten habt.
AntwortenLöschenJuhuu, schön, dass du zu mir gefunden hast..ähm, also zu meinem Blögchen ;-); jaaaaaaaaa ich kenne das, ich kann auch sehr schlecht loslassen und rede fast täglich noch von unserer Marlies, die uns schon 2007 verlassen hat...meine weltbeste Schwiegermutter die mir jeden Tag wenn ich in den Garten gehe, fehlt..niemand der mir sagt was nun Unkraut ist und was nicht (ich habe ihren Garten förmlich totgewirtschaftet und Ahnung davon hab ich bis heute nicht *jammer), niemand der auf alles kluge Weisheiten losplappert...jaaa und um nicht vom Thema abzukommen, sie war auch schön, unheimlich schön von innen her, sanftmütig und vor allem aber auch extrem schööön "mit den Enkeln" unter einer Decke zu stecken und heimlich ja zu sagen, wenn ich längst schon NEIN gesagt hatte (heute lächle ich darüber)...SCHÖN ist ein wirklich breitgefächerter Begriff, der weit über die Optik und das was unser Auge fasst, hinausgeht....einen sonnigen Tag wünscht Ulla
AntwortenLöschenHallo,ich bin's noch mal, wollte nur sagen, dass ich mich freue immer wieder durchs bloggen auf so nette Menschen zu stoßen. Vielen Dank dafür und für deinen Mut über so persönliches zu schreiben.
AntwortenLöschenCornelia
Liebe Ulla,
AntwortenLöschenich muss bei deinen Zeilen daran denken, was ich letztens der glücklichen Frau Pimpinella in einem Kommentar schrieb, nachdem sie wieder Zugriff auf ihr Blog hatte. Sinngemäß so: ist doch erstaunlich, wie sehr uns Selbstverständlichkeiten wieder glücklich machen, wenn sie plötzlich mal abhanden waren. So schade, dass wir dieses Glück so schwer in dem Moment empfinden können, in dem das Selbstverständliche selbstverständlich da ist. Wie viel mehr Lebensfreude hätten wir sonst?! Aber so sind wir Menschen, wir streben nach dem Neuen, sehen was wir nicht haben. Das hat uns kulturgeschichtlich dorthin gebracht wo wir sind, aber auch die moderne Geißel der Depression wurde uns beschert. Solange man sich täglich über Nahrung freuen kann und muss, vermisst man kein Cabrio. Das wissen wir seit Maslow.
Ich habe es in einer Lebenskrise echt trainiert und arbeite seither ganz viel daran, den Dingen das Schöne abzugewinnen und nicht zu vergessen, dass nichts selbstverständlich ist. Ich kann mir vorstellen, wie sehr es dich geärgert hat, wenn du "nein" sagtest und deine Schwiegermutter "ja" tat. Jeder macht die Dinge so got er kann und solange er im Herzen keine Missgunst dabei trägt ist es eben seine Besonderheit, die wir mit beeinflussen können und auch ein wenig als solche schätzen lernen können. Ich finde es schön, dass du nach diesem Prinzip mit deiner Marlies gelebt hast, denn es klingt glücklich. Aufwändig ist es aber reich, oder?
So und nun schaue ich mal, ob nörlich von Hamburg endlich auch mal Holunderblüten zu finden sind.
Ich find das hier soooo schön!
AntwortenLöschenGruß
Wolke
Tja, das wirklich Schöne ist für die Augen oft unsichtbar. Ob du ahnst, wieviel Mut man aus eurem Beispiel schöpfen kann. Dass trotz Demenz auch Lachen und Humor Platz hat oder vielleicht gerade notwendig ist. Das ist ein liebevolles Portrait deiner Oma.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße, Johanna